Sportkurier im Interview mit Erwin Prudlik
09 Mai
Sportkurier im Interview mit Erwin Prudlik
"Wir müssen aufgrund der Corona-Krise den Gürtel enger schnallen"
sport-kurier. Erwin Prudlik fungiert bei Rot-Weiß Rheinau als Vereins-Präsident.
Er engagiert sich mit viel Herzblut für den Verein, der in der Kreisliga Mannheim momentan auf dem 2. Tabellenplatz steht und das punktgleich mit der TSG Lützelsachsen. Vieles deutete auf einen spannenden Titelkampf hin, der durch die Coronakrise jäh gestoppt wurde. Wir sprachen mit dem Vereinsoberhaupt.
Hallo Herr Prudlik, glauben Sie noch an die Fortsetzung der Saison?
Momentan kann ich es mir wirklich nur schwer vorstellen, dass es noch weitergehen könnte. Ich weiß auch gar nicht, wie das gehen sollte. Bis es losgehen könnte, müsste man den Mannschaften mindestens 3 oder 4 Wochen an Vorbereitungszeit geben. Anders wäre das nicht zu machen. Ein Kaltstart hätte fatale Folgen. Verletzungen wären vorprogrammiert.
Also wäre es Ihnen lieber, wenn abgebrochen werden würde?
Es gibt ja verschiedene Ansätze. Zum Beispiel auch den, dass man die Saison erst am September zu Ende spielt. Aber das wäre aus meiner Sicht nicht gut. Denn das würde sich auch nachteilig auf die neue Saison auswirken. Dann hätte man 2 Baustellen. Ich bin der Meinung, dass es reicht, wenn eine Runde kaputt ist, beginnen wir erst im September mit der Fortsetzung, machen wir die nächste Saison auch noch kaputt.
Wie geht es denn mit Ihrer Mannschaft in Rheinau weiter, bleibt sie zusammen?
Es wird einige Veränderungen geben, wonach es eigentlich lange nicht ausgesehen hatte. Aber man muss mit 5 Ab- und Zugängen rechnen.
Die 1. und 2. Liga macht mit Geisterspielen weiter. Wie stehen Sie dazu?
Moralisch gesehen bin ich da strikt dagegen. Natürlich sind Bundesliga-Vereine auch Unternehmen, doch es gibt Unternehmen, denen es in der aktuellen Situation noch deutlich schlechter geht als diesen Vereinen. Trotzdem verstehe ich natürlich auch die Vereine, der ein oder andere hätte den Saisonabbruch finanziell ohne das Fernsehgeld wohl nicht überstanden. Aber es ist ein ganz schmaler Grat, auf dem man sich da jetzt bewegt. Was ist denn, wenn sich ein Spieler ansteckt, wie soll es dann weitergehen. Diese Entscheidung ist gerade auch Menschen gegenüber nur schwer vermittelbar, die nichts mit dem Bundesliga Fußball am Hut haben. Ich denke, dass es der Fußball nach dieser Krise sehr schwer haben könnte, denn vor allem die Kinder könnten sich während dieser Pause umorientiert haben und gar keine Lust mehr auf den Fußball haben.
Finanzielle Probleme können auch für kleinere Clubs auf Amateurebene entstehen. Oder?
Natürlich. Es hängt eben immer auch davon ab, wie die Vereine aussehen, leben sie hauptsächlich von vielen Mitgliederbeiträgen und 1, 2 Sponsoren, können sie recht gut durch diese Krise kommen. Wenn ein Verein dagegen auch von seinem Wirtschaftsbetrieb und von Veranstaltungen lebt, kann er große Probleme bekommen.
Zu welcher Kategorie gehört denn Rot-Weiß Rheinau?
Zu Kategorie 2. Wir sind ein Verein, der von unserem eigenen Wirtschaftsbetrieb lebt. Wir veranstalten normalerweise auch viele Turniere, die uns dringend benötigtes Geld in die Kasse spülen. Das nutzen wir dann beispielsweise für unsere Platzpflege, weil wir eben kein städtischer Verein sind. Wir müssen unsere Kosten selbst tragen. Unser Klubhaus ist verpachtet, aber aufgrund der Krise ist es geschlossen und der Wirt kann keine Pacht zahlen. Auch unsere Turniere finden nicht statt. Wir müssen den Gürtel enger schnallen.
Hat man sich nach Fördermitteln erkundigt?
Ja, wir haben Corona-Hilfe beantragt und hoffen, dass wir da auch berücksichtigt werden, andernfalls weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie wir das alles stemmen sollen. Es weiß ja keiner, wie lange sich das alles noch hinziehen wird. Die nächste Zeit wird zeigen, welcher Verein da mit einem und welcher mit 2 blauen Augen raus geht. Abschließend ist mir aber wichtig zu sagen, dass wir mit allen Entscheidungen leben können. Das Wichtigste ist, dass die Menschen wieder ein normales Leben führen können. Der Fußball steht da hinten an.
Fotoquelle: Berno Nix
Das Interview ist unter nachfolgenden Link beim Sportkurier direkt abrufbar: